21.06.2022
Hier eine kleine Story aus der Praxis.
Eine junge Frau möchte ihren Lebenspartner, der schon seit geraumer Zeit Rückenschmerzen hat, für eine faszientherapeutische Sitzung zu mir schicken.
Ich mag es zwar nicht, wenn Partner ihre Partner schicken, weil es einfach sinnvoller ist, wenn eine Eigenmotivation vorliegt, statt einfach dem Partner einen Gefallen tun zu wollen.
Aber gut, manchmal ist das eben so.
Nach einer Zeit meldet sie sich erneut und teilt mit, dass der Arzt einen Bandscheibenvorfall festgestellt hat und Der Partner jetzt erst einmal klassische Physiotherapie bekommt.
Ich sage schon einmal voraus, dass er etwa in einem Jahr wieder bei mir vorstellig wird.
Wie kann ich mir da so sicher sein?
Zum einen habe ich solche Geschichten schon häufiger erlebt und zum anderen gibt es zwischen solchen Befunden, vermutlich aus einem bildgebenden Verfahren, und chronischen Schmerzen keinen notwendigen kausalen Zusammenhang.
Das New England Journal of Medicine stellte fest, dass 64 % der Menschen, die keine Rückenschmerzen hatten einen der folgenden Befunde aufwiesen :
* Bandscheibenvorwölbungen,
* Bandscheibenvorstülpungen,
* Bandscheibenvorfälle oder
* Bandscheibenverschleiß .
Solche strukturelle Veränderungen sind also eher normal und stehen in der Regel in KEINEM Zusammenhang mit Schmerzen.
Eine Schweizer Studie bestätigt diese Ergebnisse.
Nachdem sie Patienten mit chronischen Rückenschmerzen untersucht hatten und KEINEN Zusammenhang zwischen strukturellen Problemen wie Bandscheibendegeneration/Bandscheibenvorwölbungen und Schmerzsymptomen feststellen konnte.
In einer Überblicksarbeit wurde die verfügbare Literatur auf Befunde von Menschen ohne Schmerzen zusammengefasst. Hier das Ergebnis:
Wie man hier sieht, haben auch schon sehr junge Menschen solche Veränderungen. Mit zunehmenden Alter nehmen auch die Befunde zu.
Wohl gemerkt: Das sind asymptomatische Menschen – also Menschen OHNE Schmerzen.